Wie wird man Videographer in der E-Sport-Szene? Und: War das schon immer dein Ziel?
Ich hatte nie ein wirkliches Ziel damals. Ich habe einfach gerne YouTube-Videos geschaut und gerne Call of Duty gespielt. Ich habe mir gedacht, dass ich sowas auch gerne machen würde und vor allem Videos produzieren möchte, die ich selbst gerne sehen würde. Formate, die ich z.B. bei amerikanischen YouTubern gesehen habe, gab es im deutschsprachigen Raum so noch gar nicht – die Szene hier war da noch eher „oldschool“. Deshalb habe ich den Entschluss gefasst, diese Formate selbst umzusetzen. Irgendwie kam dann auch eines zum anderen: In der Schule hatte ich z.B. Gestaltungs- und Medientechnik, privat habe ich viele YouTube-Videos gemacht, neue Dinge habe ich einfach ausprobiert. Mir wurde da klar, dass ich irgendetwas mit Videographie machen und dabei im Gaming-/E-Sport-Bereich arbeiten möchte.
Kurz: Man hat eine große Begeisterung für das Medium Film/Video und ist begeisterter Fan der E-Sport-Szene.
Führ uns etwas durch deine Historie: Du hast eine Zeitlang aktiv YouTube-Videos produziert und warst sehr lange bei uX – Wie haben dich diese Erfahrungen geprägt?
Mit YouTube habe ich um 2012 angefangen. Anfangs habe ich viel „Müll“ produziert, wenn ich ehrlich bin. Ich habe so viele Sachen gesehen und gedacht, dass ich das auch einfach mal mache. Irgendwann hat sich aber mein eigener Stil herauskristallisiert und ich wurde von einem Freund kontaktiert, den ich auch über YouTube kennengelernt hatte. Darüber bin ich dann zu uX-Gaming gekommen. Das war etwa im Jahr 2014. Damals waren nur sehr wenige E-Sport-Organisationen auf YouTube aktiv. uX hatte zu dem Zeitpunkt jedoch schon eine Vision rund um YouTube, weshalb sie ein Content-Team gebildet haben, von dem ich eben Teil wurde. Die Leute, mit denen ich zusammengearbeitet habe, sind richtige Freunde von mir geworden. Das war unser Hobby und hat uns sehr zusammengeschweißt. Teilweise machen die Leute heute noch Call of Duty, YouTube und Gaming – Hobby zum Beruf sozusagen. Die Zeit hat mich als Persönlichkeit unglaublich geprägt – auf kreativer, aber auch auf persönlicher Ebene. Ich treffe mich heute sogar immer noch mit den Leuten von früher.
Was ist bei deiner Arbeit am herausforderndsten, was erfüllt dich wiederum am meisten?
Am herausforderndsten ist es, den Erwartungen, die ich mir selbst mit Blick auf den Content stelle, gerecht zu werden. Wir sind bei BIG im Vergleich zu anderen Organisationen natürlich eher ein kleineres Content-Team, allerdings möchten wir unglaublich viel abbilden: Wir möchten die Geschichte von BIG zeigen, die Stories der Spieler erzählen, den Zuschauern wirklich das zeigen, was sie sehen wollen und sie damit begeistern. Die verschiedenen Formate, die wir dabei ausprobieren und herstellen, sind sehr herausfordernd und man macht sich viel Druck, dass diese gut werden. Auch der Zeitdruck spielt eine Rolle, denn gerade auf einem mehrtägigen Event ist es unglaublich schwer, Vlogs noch am selben Tag zu schneiden und zu veröffentlichen. Was mich am meisten erfüllt dabei, ist jedoch, wenn andere diese Dedication bei den Videos erkennen. Selbst wenn ich mal bis in die Nacht an einem Video auf einem Event sitze, freue ich mich im Anschluss riesig darüber, wenn die Jungs am nächsten Tag aufwachen und sagen: „Hey, das ist echt ein mega Vlog geworden!“ Auch die Kommentare unter den Videos, die die Arbeit wertschätzen, bedeuten mir sehr viel.
Wie wird man als Videographer eigentlich besser? Wie entwickelt man sich weiter? Woher nimmst du Inspiration?
Ich würde sagen, dass man besser wird, indem man einfach „macht“ und produziert. Ich habe früher Tausende Premiere-Projekte angefangen und immer wieder daran gefeilt. Es ist wie in Videospielen: Man wird besser, wenn man an sich arbeitet und dranbleibt.
Ich schaue mir natürlich auch andere Videos und Dokumentationen an und ziehe da immer wieder Aspekte raus, die ich selbst umsetzen und in unsere Videos einbauen möchte.
Was macht dir mehr Spaß: Filmen (und ggf. moderieren) oder die Nachbearbeitung? Warum?
Ich würde sagen, dass mir die Nachbearbeitung am meisten Spaß macht. Natürlich macht auch das Filmen Spaß, aber mir gefällt es besonders, die Dinge, die man vor Ort eingefangen hat, durch die Nachbearbeitung noch mehr zur Geltung zu bringen. Gerade in der Nachbearbeitung hat man die Möglichkeit, die Stimmung, die vor Ort geherrscht hat, durch Musik, Effekte usw. hervorzuheben und so den Zuschauern zugänglicher zu machen. Durch den Schnitt kann man z.B. auch einen ganzen Tag voller Emotionen in zehn Minuten rüberbringen. Das ist wirklich cool.
Kannst du Events, die du mit der Kamera begleitest, überhaupt richtig genießen/erleben?
Ich bin durch BIG schon auf der ganzen Welt herumgekommen: Wir waren in Brasilien, Frankreich, Dänemark, Malta, … Natürlich ist es anstrengend, weil ich nicht nur tagsüber versuchen muss, die Emotionen mit der Kamera einzufangen, sondern abends eben an die Nachbearbeitung gehen muss, in die bei mir sehr viel Liebe und Arbeit fließt. Ich würde aber sagen, dass ich die Events auf jeden Fall genießen kann. Während der Offdays hat man z.B. immer mal Zeit, selbst ins Meer zu springen, etwas zu unternehmen und die Umgebung zu erkunden. Es macht einfach großen Spaß, die Teams auf die Events zu begleiten, weil man auch hinter die Kulissen blicken kann und hautnah erlebt, wie die Spieler miteinander interagieren und mit Siegen oder Niederlagen umgehen.
Was waren bislang deine Highlights bei BIG und warum?
Mein absolutes Highlight war 2022 das Major in Rio. Brasilien ist einfach ein Land, das wie ein ganz anderer Planet wirkt. Die Pflanzen, die Tiere, die Menschen – alles ist anders. Es macht unglaublich viel Spaß, das alles zu entdecken. Unser Team dort live zu begleiten, war ein großer Traum von mir, der in Erfüllung gegangen ist. Es war ein klasse Event, BIG hat richtig gut gespielt und ich habe super viele gute Erinnerungen daran. Bis heute schaue ich die Vlogs von damals immer noch sehr gerne.
Noch etwas, das du gern loswerden möchtest?
Ich bin froh darüber, genau das bei BIG auszuüben, was ich liebe. Ich freue mich jetzt schon darauf, morgen wieder ins Büro zu fahren und die nächste Geschichte von BIG zu erzählen. Ich bin sehr stolz, dass ich das alles machen kann und auch auf das Team, mit dem ich zusammenarbeite. Ich bin sehr glücklich und freue mich auf die Zukunft!